Episodes
Thursday Sep 03, 2020
030 – (Techno-)Optimismus – ein Gespräch mit Tim Pritlove
Thursday Sep 03, 2020
Thursday Sep 03, 2020
Wie optimistisch können wir in die Zukunft blicken und welche Rolle spielt dabei Technologie?
»Ohne Optimismus kann man auch gleich im Bett bleiben«
In dieser Episode spreche ich mit Tim Pritlove. Tim ist »Nerd« der frühen Stunde und seit den 1980er Jahren im Hacker-Umfeld (auch des Chaos Computer Clubs) »sozialisiert« worden. So war er auch über viele Jahre in der Organisation des Chaos Communication Kongresses tätig.
Seine Interessen sind aber deutlich vielseitiger. So hat er sich mit dem Projekt Blinkenlights einen Namen als Medienkünstler gemacht und gilt heute als einer der führenden deutschen Podcaster. Dabei beschränkt er sich nicht auf Themen im Umfeld von Computern und Technik, sondern betreibt Podcasts um wissenschaftliche Themen für einer breiteren Zuhörerschaft verständlich zu machen, im Bereich von (Netz)Politik aber auch Unterhaltung im weiteren Sinne.
In dieser Episode unterhalten wir uns über Füchse und Igel (nach Phil Tetlock), das heißt wir stellen die Frage, welche Rolle Generalisten und Spezialisten in unserer Gesellschaft im allgemeinen haben, und wie »Nerds« hier einzuordnen sind.
Wie werden Entscheidungen getroffen? Welche Herausforderungen muss die Demokratie meistern um nicht in eine Expertokratie oder in Populismus abzugleiten?
Welche Rolle spielt dabei Kommunikationstechnologie? Sind die Erwartungen seit jeher überzogen oder gibt es keine gemeinsame Zukunft ohne globale Kommunikationsmittel? Wie wird Demokratie durch die neuen Möglichkeiten verändert (z.B. Liquid Feedback, Wahlmaschinen) und was sollte man überhaupt ändern? Wie geht man mit Extremisten, mit Trollen um, wo endet Meinungsfreiheit?
»Unser inhaltlicher Umgang mit Wahnsinn gehört überarbeitet.«
Wie sind die Ideen der »Nerds« und Autodidakten der 1980er und 1990er Jahre heute zu bewerten? Skalieren die oftmals idealistischen Ideen der damaligen Zeit? Von welchen Fehleinschätzungen sollten wir für die Zukunft lernen?
Wie gehen wir mit den techno-sozialen »Wellenbewegungen« um? Vom Compuserve und AOL der 1990er Jahre über das »freie Internet« zurück zum Compuserve des 21. Jahrhunderts mit dem Namen Facebook? Wie sieht die nächste Welle aus?
Welche Rolle spielt Geschwindigkeit oder Langsamkeit – In der Adoption von Technik, in gesellschaftlichen Phänomenen und demokratischen Prozessen?
»In einem gesellschaftlichen System brauchst du genug Zeit um die Leute mitzunehmen […] Geschwindigkeit, schnelle Entscheidung ist per se keine Qualität«
Hat Europa den Anschluss bei strategischen Technologien verloren? Entscheiden wir in Europa überhaupt noch selbst, oder müssen wir zur Kenntnis nehmen, was in anderen Teilen der Welt definiert wird?
Wie verändert sich Kommunikation? Sind Menschen wirklich nur an Soundbites interessiert – wie von Legacy-Medien immer behauptet wurde, warum ist dann gerade heute das Interesse an Langformen auf YouTube oder auch bei Podcasts so beliebt? Ändert sich die Kommunikation in einer Krise?
»In Momenten der real erlebten Krise sind die allermeisten Leute in der Lage sich zusammenzuraufen-es kann dann schon sehr schnell gehen.«
Solutionism: verlieren wir uns in technischen Visionen (wie dem E-Auto, Kolonialisierung des Weltraums, Singularitätsphantasien) anstatt die klügsten Menschen an den größten Probleme der Zeit arbeiten zu lassen?
»Über kurz der lang wird es das Internet gebraucht haben« »Ich kann mir keinen Planeten Erde vorstellen […], der kein globales Kommunikationssystem hat. Aber wir sind noch lange nicht da.«, alle Zitate von Tim Pritlove
Referenzen
Tim Pritlove
- Tim auf Twitter
- Metaebene auf Twitter
- Chaos Computer Club
- Chaos Communication Congress (Event Blog, Wikipedia)
- Projekt Blinkenlights (Wikipedia)
- Metaebene – Das »Dach« des Podcast-Imperiums
- Podcasts (eine Auswahl)
Andere Episoden
- Episode 26: Was kann Politik (noch) leisten? Ein Gespräch mit Christoph Chorherr
- Episode 24: Hangover: Was wir vom Internet erwartet und was wir bekommen haben – Gespräch mit Peter Purgathofer
- Episode 19 und Episode 20 zu Offenen Systemen, hier gibt es ebenfalls zahlreiche Ergänzungen zu den mit Tim diskutierten Themen
- Episode 15 und Episode 16: was hat es mit Innovation und Fortschritt auf sich?
- Episode 31: Die Rolle von komplexen Software-Systemen in unserer Gesellschaft, Gespräch mit Thomas Konrad
Fachliche Referenzen
Monday Aug 03, 2020
028 – Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität!
Monday Aug 03, 2020
Monday Aug 03, 2020
Ich freue mich in dieser Episode wieder einen sehr interessanten Gast begrüßen zu dürfen, Prof. Jochen Hörisch.
Jochen Hörisch, geboren 1951, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte. Ab 1988 war er Ordinarius für neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim. Er bekleidete zahlreiche Gastprofessuren an anderen Universitäten in Europa sowie den Vereinigten Staaten. Er ist mittlerweile emeritiert und hat sich dankenswerterweise zu einem online Gespräch mit mir bereiterklärt.
In früheren Episoden, wie #16 und #18 habe ich mich schon kritisch mit dem aktuellen Zustand von Forschung und Universität auseinandergesetzt. So manche Innovation die heute bejubelt wird, scheint mehr Theaterdonner als tatsächlicher Fortschritt zu sein.
In Episode 11 habe ich die Frage gestellt, wie man mit schwierigen ethischen Fragen umgehen sollte, auch mit solchen, die sich aus der Technik und Wissenschaft heraus ergeben, innerhalb dieser aber nicht entschieden werden können oder sollten. In Episode 27 stelle ich Wicked Problems zur Diskussion und die Rolle, die Generalisten für die Lösung der wesentlichen Probleme unserer Zeit spielen (werden).
Daraus ergeben sich zwei wesentliche thematische Aspekte, mit denen wir uns in dieser Episode auseinandersetzen werden:
(1) Die Rolle der Universität für unseren Lebensstandard, Kultur und Zukunft und damit verbunden: der Zustand der heutigen Universität in Deutschland und Österreich
(2) Wir neigen dazu, wichtige Fragen der Zeit, die die Gesellschaft in einem breiteren Sinne betreffen, sehr stark aus einem technisch/naturwissenschaftlichen oder ökonomischen Blickwinkel zu betrachten, mit allen daraus folgenden Problemen. Naturwissenschaft und Technik erzeugt (fast immer) geisteswissenschaftliche oder kulturwissenschaftliche Probleme und Fragen.
So sprechen wir unter anderem über die Frage, wie die heutige Universität historisch zu verorten ist, über die platonische Akademie, die Häuser der Weisheit sowie die Humboldtsche Bildungsreform. »Abweichler und Häretiker« haben dabei immer eine wichtige Rolle gespielt und einen Platz bekommen.
Heute aber ist an den Universitäten die Bologna-Professionalität eingezogen, es wird gemessen, gemanaged – die Leidenschaft ist dahin? Wir haben wohl auch bei einem Etikettenschwindel mitgemacht. Was internationalisiert werden sollte wurde bürokritisiert und verschult. Wo freies Denken möglich sein sollte herrscht das Geld, oder Geld-artige Anreizsysteme.
Wo Prozess-Steuerung und Performance-Indikatoren Einzug halten geht da nicht nur die Leidenschaft sondern auch die Qualität des Werkes verloren?
Wir stellen uns weiters die Frage, ob originelle Charaktere, Intellektuelle (»Abweichler«) noch eine Chance auf eine Uni-Karriere in Zeiten stromlinienförmiger Institute und Manager haben?
Was ist die Rolle von Generalisten heute und für die Zukunft?
Auch die Kultur- und Geisteswissenschaften müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie ihre (wichtige) Rolle in der Verortung des (technisch/naturwissenschaftlich/ökonomischen) Wissens hinreichend Ernst nehmen, in Diskurs mit der Öffentlichkeit gehen, ob sie Narrative, die unsere Gesellschaft treiben hinterfragen und kritisieren.
Nicht zuletzt beschreibt Prof. Hörisch die Rolle der Philosophie aber auch verschiedener vermeintlicher Orchideenfächer. Er betont die Rolle bekennender Dilettanten und philosophischer Narren.
Wir sollten wieder für eine Alma Mater Libido, für eine libidinöse Universität kämpfen, die sich nicht scheut anstössig zu sein, die nackte Wahrheit freilegen möchte.
"Wissenschaft ist obszön, sie stellt das auf die Bühne, was andere zunächst nicht sehen wollen"
"Ohne Tabubrechen ist die Universität nicht zu haben“
Arbeiten wir also gemeinsam an einer libidinösen und denkanstössigen Universität der Zukunft!
Referenzen
Prof. Jochen Hörisch
Andere Episoden
- Episode 11: Ethik, oder: Warum wir Wissenschaft nicht den Wissenschaftern überlassen sollten!
- Episode 16: Innovation und Fortschritt oder Stagnation?
- Episode 18: Gespräch mit Andreas Windisch: Physik, Fortschritt oder Stagnation
- Episode 27: Wicked Problems
Fachliche Resourcen
- Jochen Hörisch, Die ungeliebte Universität – Rettet die Alma Mater, Hanser (2006)
- Jochen Hörisch, Das Geld der Wissenschaft (2016)
- Konrad Paul Liessmann, Kant, Dienst ohne Vorschrift (2004)
- Konrad Paul Liessmann im Interview mit Robert Misik
- Philipp Blom, Was auf dem Spiel steht, Hanser (2017)
- George Monbiot, Out of the Wreckage, Verso (2017)
- Zymunt Bauman, Retrotopia, Suhrkamp (2017)
- Noah Yuval Harari, Homo Deus, Eine Geschichte von Morgen, C. H. Beck (2018)
- Erwin Schrödinger, What is Life? (1944)
- Michel Serres, Was genau war früher besser?, Suhrkamp (2019)
Monday Jun 22, 2020
026 – Was kann Politik (noch) leisten? Ein Gespräch mit Christoph Chorherr
Monday Jun 22, 2020
Monday Jun 22, 2020
In dieser Episode spreche ich mit Christoph Chorherr über die Herausforderungen und Chancen von Politik für die Gestaltung unserer Zukunft.
Christoph Chorherr war langjähriger Politiker und Stadtplaner. Er war etwa Stadtrat der Grünen in Wien, sowie Bundesprecher der Grünen. 2008 gründete er in Südafrika das Ithuba Skills College, eine Schule in einer Township nahe Johannesburg. Er ist seit Anfang 2019 aus der aktiven Politik zurückgetreten und eröffnet Ende 2019 gemeinsam mit Helmut Gragger eine Bio Holzofen-Bäckerei.
In diesem Gespräch freue ich mich über die langjährige politische Erfahrung von Christoph Chorherr um über Politik und die Gestaltungsmöglichkeiten die Politik heute bietet zu diskutieren.
Wir beginnen das Gespräch mit seiner persönliche Motivation, die ihn in die Politik geführt hat – »Engagement lohnt sich«. Wir stellen die Frage, was wir aus »Corona« lernen können. Ist Politik alternativlos oder kann sie gestalten? Wenn ja, in welcher Weise und auf welchen Ebenen?
Technologie spielt eine immer wichtige Rolle in der Lebenswelt vieler Menschen. Erleben wir gerade ein Auseinanderdriften in moralisierende Lager, Twitter- und Facebook-Blasen? Wie gehen wir mit widersprechenden Positionen um und wie können wir wieder zueinander und zu einem konstruktiven Dialog finden?
Wir sprechen weiters über die Schwierigkeit der Prognose, Irrtümer und wie man daraus lernt:
Wird die Welt immer besser oder schlechter? In einem zum Teil inneren Dialog (am Beispiel von systemischen Effekten, Ökologie, der Zukunft Afrikas und des Gesundheitssystems) spricht der Optimist Christoph Chorherr mit dem Pessimisten und verhandelt einen Weg aus dem Dilemma.
Wo treffen wir sinnvollerweise die immer schwieriger werdenden Entscheidungen der Zeit? Global, top down, oder eher im Lokalen, im Kleinen?
Am Beispiel von Steve Bannon zeige ich die Gefahr zynischer Interpretationen der kritischen Lage der Welt auf und stelle die Frage, wie es gelingen kann, zu einer gemeinsamen, solidarischen Interpretation und Handlungsmacht zu gelangen. Homo homini lupus? Oder ist der Mensch doch gut, wenn man den richtigen Wolf füttert?
Wie greifen noch einmal die Ambiguitäten der moderen (sozialen) Medien auf? Trennen oder vereinen sie uns? Machen sie uns klüger oder doch dümmer? Wir gelangen mit dieser Frage zur Bedeutung von Bildung, aber welcher Bildung? Einer digitalten oder gar einer (altmodischen) humanistischen Bildung? Nimmt die Aufmerksamkeit stetig ab und wollen die Menschen nur mehr Soundbites – warum hören sie dann politische Podcasts die mehrere Stunden dauern?
Zuletzt sprechen wir über die Bedeutung von Entschleunigung im Prozess der Zivilisierung und die verschiedenen Gesichter der Transparenz.
Zum Abschluss stellen wir die Frage, wie man (Partei-) Politik wieder mehr Menschen zugänglich machen kann. »Wir haben eine Denunziation des politischen Engagement« in den letzten Jahrzehnten erlebt. Können wir das umdrehen? Sind Parteien doch gar keine so schlechte Idee und »Immunisieren gegen den Durchmarsch charismatischer Verrückter«. Und wie gehen wir als Europäer mit der »chinesischen Herausforderung« um?
Christoph Chorherr endet mit einer Frage zum Weiterdenken: wie können wir die Partien, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden fit für das 21. Jahrhundert machen?
Referenzen
Christoph Chorherr
andere Episoden
- Episode 24: Hangover – Was wir vom Internet erwartet und was wir bekommen haben
- Episode 17: Kooperation
- Episode 12: Wie wir die Zukunft entdeckt und wieder verloren haben
- Episode 7, Episode 8: Alles wird besser (oder nicht?)
fachliche Referenzen
- Hans Rosling
- Steven Bannon
- Douglas Rushkoff
-
Richard David Precht – Entschleunigung (Sternstunde Philosophie)
-
Transparenzgesellschaft
Saturday May 09, 2020
Saturday May 09, 2020
In der heutigen Episode spreche ich mit Prof. Peter Purgathofer über das Internet. Genauer gesagt über die letzten 25 Jahre: Wie haben wir in den 1990er Jahren das »Internet« (also die neuen technischen Möglichkeiten aber auch den stetig wachsenden Services) gesehen? Welche Umbrüche und Verbesserungen für Gesellschaft und Wirtschaft haben wir uns erwartet, was waren die Visionen, in welchen bunten Farben habe jedenfalls ich mir damals die neue (digitale) Zukunft ausgemalt.
Als historische Referenz dieser Vision ein Vergleich zum 19. Jahrhundert und dem Unternehmen Cyrus Field, der das erste Transatlantik-Kabel (1861) gelegt hat:
»Its value can hardly be estimated to the commerce, and even to the peace, of the world.«
Information sollte für jeden Menschen auf der Welt leicht zugänglich sein, die Schranken für den Austausch und die damit verbundenen Gatekeeper minimiert. Demokratisierung vieler gesellschaftlicher Systeme, neue Formen von Journalismus, Medien, Schule, Lehre und Forschung, waren die Ansprüche; aber auch: Durchbrechen der bestehenden Monopole in den Medien, der Telekommunikation und Unterhaltungsindustrie, um nur einige Aspekte zu nennen.
Was haben wir aus heutiger Sicht bekommen?
In Zeiten einer Corona-Krise erkennen wir einerseits, dass digitale Technologien uns Möglichkeiten geschaffen haben, die noch vor kurzem nicht denkbar gewesen wären, die eine solche Krise noch wesentlich schwieriger bewältigen ließen.
Wir müssen andererseits aber auch feststellen, dass wir an vielen Ecken aus unserer Sicht die falsche Abzweigungen genommen haben, die etwa zu fragwürdigen Geschäftsmodellen geführt haben: Eine Art von Monopol wurde durch neue Monopole abgelöst: Überwachungs- und Ausbeutungskapitalismus und persönliches Targeting und Manipulation kann man als Folge nennen.
Auch für Kunst, Kultur und Demokratie sieht es daher bei weitem nicht alles so rosig aus, wie wir uns das erhofft hatten. Das hat natürlich auch ökonomische Gründe:
»Eine solidarische Gesellschaft ist eine, mit der man weniger Geld machen kann als eine individualistische Gesellschaft, wo jeder für sich selber verantwortlich ist. «, Peter Purgathofer
Wo stehen wir heute und was sind wesentliche Richtungsentscheidungen vor denen wir heute stehen um das Boot wieder in eine bessere Richtung zu steuern? Die Möglichkeiten der neuen Technologie für die gesellschaftliche Zukunft sind nach wie vor enorm, leider auch die Risiken.
»We need a time-out from all this frantic digital innovation to reflect on what we think we’ve been doing.« ?, James Howard Kunstler
Anmerkungen zum Beginn des Gespräches
Peter erwähnt zwei Personen zu Beginn des Gespräches, wo uns die Referenzen nicht greifbar waren; es handelt sich um:
(1) Das Manifest von John Perry Barlow, A Declaration of the Independence of Cyberspace (1996), ein Zitat daraus:
»Governments of the Industrial World, you weary giants of flesh and steel, I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone. You are not welcome among us. You have no sovereignty where we gather.«
(2) Vinton Gray (»Vint«) Cerf (Zentrale versus verteilte Netzwerksteuerung) ist einer der TCP/IP-Ingenieur und gilt einer der »Begründer« des Internets. In der BBC-Dokumentation The Virtual Revolution (Folge 2) hat er 2010 folgendes gesagt:
»it became more and more apparent that the internet's style of operation was the antithesis of what most countries had been accustomed to. in fact in the early days telephony and telegraphy there was only one network and it was often managed by and operated by the government, giving it substantial control. So I rather liked the idea, that the internet didn't have that let me call it deficiency and therefore opened a platform up. it's probably the most democratic opportunity for people to express themselves and to get information that has ever existed.«
Referenzen
Peter Purgathofer ist Forscher und Universitätslehrer an der Forschungsgruppe Human Computer Interaction an der TU Wien sowie Koordinator des Masterstudiums Media and Human-Centered Computing.
Frühere Episoden
- Episode #019: Offene Systeme Teil 1
- Episode #020: Offene Systeme Teil 2: Gespräch mit Christoph Derndorfer und Lukas Lang
- Episode #015: Innovation oder Fortschritt?
Weitere Referenzen
- John Perry Barlow, A Declaration of the Independence of Cyberspace (1996)
- BBC Doku über Vint Cerf
- Laura Spinney, Inequality doesn't just make pandemics worse – it could cause them, The Guardian (2020)
- Laura Spinney, Pale Rider, The Spanish Flu of 1918 and How it Changed the World (2018)
- James Howard Kunstler, Living in The Long Emergency (2020)
- Harald Welzer und Richard David Precht in den Sternstunden Philosophie: Precht über den Fortschritt der Gesellschaft durch Verlangsamung von Prozessen
- Corona App: Wie gute Absicht den Weg zu einer autoritären Gesellschaft öffnet
- Yuval Noah Harari, The World after Corona Virus, Finincial Times (2020)
Thursday Apr 02, 2020
022 – Biodiversität und komplexe Wechselwirkungen – Gespräch mit Prof. Franz Essl
Thursday Apr 02, 2020
Thursday Apr 02, 2020
Wir stecken in einer globalen Biodiversitäts-Krise. Diese Tatsache scheint durch den Fokus auf das natürlich ebenfalls kritische Thema des Klimawandels etwas aus dem Blick zu geraten.
In dieser Episode führe ich ein Gespräch mit Prof. Franz Essl, Ökologe (und Biodiversitätsforscher) an der Universität Wien:
Zunächst steht Biodiversität selbst im Zentrum des Gespräches: was versteht man darunter, wie hat sich dieser Begriff entwickelt.
Aus der letzten Frage heraus ergibt sich ein zweites wesentliches Themenfeld: Biodiversität steht in komplexer Interaktion mit anderen globalen Phänomenen und Problemen wie der Klimakrise, Wissenschaft, Landnutzung, Landwirtschaft und vielen anderen.
Damit kommen wir zu grundsätzlichere systemische Fragen in natürlichen Systemen und warum diese besondere und sehr schwierig handzuhabende Eigenschaften, wie z.B. Tipping Points und zeigen.
Am Ende diskutieren wir ethische Aspekte und im besonderen die Frage der Verantwortung von Wissenschaft und Wissenschaftern, beziehungsweise die Rolle jedes Einzelnen im Umgang mit derartig existentiellen Fragen unserer Zeit.
Dieses Gespräch ist auch darum von großem Interesse für mich, weil es zahlreiche Anknüpfungspunkte zu Themen früherer Episoden gibt, die durch die Expertise von Prof. Essl erweitert und vertieft werden können. Dazu zählen:
- Episode 10: Der Begriff der Komplexität, Denken in Systemen, komplexe Ursachen und Wirkungszusammenhänge, Skaleneffekte
- Episode 3: Das Ozonloch als ein anderes prominentes Beispiel unerwarteter Konsequenzen, wenn wir in großem Ausmaß mit den globalen Systemen interagieren, aber auch eines, wo wir vergleichsweise schnell zu politischen und ökonomischen Handlungsoptionen gelangt sind.
- Episode 7, 8: Wird »alles« besser, wie manche Autoren heute behaupten, oder laufen wir in kaum mehr kontrollierbare existentielle Risiken?
- Episode 21: Nicht zuletzt möchte ich auf die unmittelbar vorherige Episode #21 hinweisen. In dieser Episode beschäftige ich mich mit der Frage des Naturbegriffes und der Rolle des Menschen in der Natur
Referenzen
Prof. Franz Essl, Univ. Wien
- Univ. Wien. Conservation Biology, Vegetation Ecology and Landscape Ecology
- Video: »Die Menschheit steht an einem Wendepunkt«, Medienportal der Univ. Wien, Video
- Biodiversitätsrat Österreich
Frühere Episoden:
- Episode 3: Das Ozonloch, oder: unerwartete Konsequenzen
- Episode 7: Alles wird besser... oder nicht? Teil 1
- Episode 8: Alles wird besser... oder nicht? Teil 2
- Episode 10: Komplizierte Komplexität
- Episode 21: Der Begriff der Natur
Weitere Referenzen
Monday Mar 02, 2020
Monday Mar 02, 2020
Dies ist der zweite, und wichtigere Teil zum Thema »Offene vs. geschlossene Systeme« und deren Auswirkungen auf Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Ich formuliere zunächst die These, dass wir in einer Zeit leben, wo versucht wird, wirtschaftliche und politische Macht auch durch Daten und geschlossene Systeme zu erreichen. Daraus könnte der Schluss folgen, dass wir zahlreiche dieser Probleme durch offene Systeme (Software, Daten, Hardware, Transparenz) lösen können.
Stimmt das?
Im Gespräch mit Christoph Derndorfer und Lukas lang diskutieren wir Themen wie:
- Offenheit in der Wissenschaft: steckt die Wissenschaft in einer Krise mangelnder Reproduzierbarkeit?
- Open Source
- Open Data
- Open Hardware
- Sind Algorithmen »neutral« und »apolitisch«?
- Hilft Transparenz dem politischen Prozess?
- Gibt es konkrete ökonomische Vorteile offene Systeme einzusetzen?
- Verstehen wir überhaupt noch, wie die Systeme, die wesentliche Bereiche unserer Gesellschaft steuern, funktionieren? Was ist hier die geopolitische Dimension?
Und zum Abschluss stelle ich die Frage (aus dem Vortrag von Hannah Fry »ausgeborgt«):
Angenommen, ein Bekannter von Euch steht vor Gericht: wäre es euch lieber, das Urteil wird von einem menschlichen Richter oder einem Algorithmus (»KI«) gesprochen?
Wie würden Sie entscheiden?
Referenzen
Lukas Lang
- persönliche Website: https://lukaslang.github.io
- Twitter: https://twitter.com/lukaslang
Christoph Derndorfer
- persönliche Website: https://derndorfer.eu/
- Twitter: https://www.twitter.com/random_musings
Fachliche Referenzen
- Teil 1 dieses Themas: siehe Episode 19
- Website der LVA "Free and Open Technologies"
- Studie zur Reproduzierbarkeit in der Informatik: Collberg, C. et al (2014), “Measuring Reproducibility in Computer Systems Research”
- Adressdaten-Beispiel aus Dänemark: GovLab (2016), "Denmark's Open Address Data Set"
- Facebook und das »Oversight Bord«
- Hannah Fry, Should Computers Run the World?
- Byung Chul-Han, Im Schwarm
- Lawrence Lessig, Against Transparency
- Online Kurs »Elements of AI«
Thursday Jan 30, 2020
018 – Gespräch mit Andreas Windisch: Physik, Fortschritt oder Stagnation
Thursday Jan 30, 2020
Thursday Jan 30, 2020
Schon in der ersten Episode habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit dem Format des Podcasts noch experimentieren möchte. Mit dieser Episode beginne ich neben Vorträgen/Monologen erstmals auch Gespräche in den Podcast einzuführen.
Die Monolog-Episoden (wie bisher) wird es auch in der Zukunft geben, vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen.
Die konkrete Idee ist, Themen in Form von Monologen einzuführen, dann aber mit Gesprächen zu vertiefen oder verbreitern, je nachdem, sowie meine Aussagen einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
In dieser ersten Gesprächs-Episode steht mir Dr. Andreas Windisch zur Seite, ein hervorragender Physiker und Mathematiker. Wir greifen ein Thema auf, dass ich in den Episoden 15, 16 und 17 eingeführt habe: erleben wir Fortschritt oder Stagnation?
Mit Andreas tauchen wir jetzt hier am Beispiel der Physik tiefer ein und diskutieren die Aspekte, die ich in den vorigen Episoden versucht habe einzuführen.
Wir sprechen über die wesentlichen Fortschritte der Physik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und was sich danach verändert hat, den Zusammenhang zwischen Mathematik, Theorie und Experiment. Anhand einiger Beispiele diskutieren wir die enormen Aufwänden, mit denen moderne Experimente in der Physik verbunden sind, und welche Konsequenz das für Wissenschaft und Technik hat.
Nicht zuletzt greifen wir die Frage auf, ob wir es nun mit einer Stagnation zu tun haben und was die Ursachen sein könnten, die auch über die Physik hinaus wirken. Was ist die Rolle der Gesellschaft, der Wissenschaft und wer entscheidet, in welche Richtung sich Forschung entwickelt.
Herzlichen Dank an Dr. Andreas Windisch für dieses Gespräch!
Referenzen
Dr. Andreas Windisch
Fachliche Referenzen: es gibt für diese Episode keine neuen fachlichen Referenzen, wir beziehen uns auf Themen und Referenzen, die in den folgenden Episoden eingeführt wurden