Episodes
Sunday Mar 10, 2024
092 — Wissen und Expertise Teil 2
Sunday Mar 10, 2024
Sunday Mar 10, 2024
In Episode 80 habe ich mich schon einmal mit dem Thema Wissen und Expertise auseinandergesetzt, damals eher mit dem Fokus auf die Frage wie gut (oder schlecht) Prognosen in der Realität sind, und woran das liegen könnte.
In dieser Episode versuche ich einige weitere Gedanken zu entwerfen und ersuche explizit um Feedback, was Sie davon halten.
Ich diskutiere einige Ideen zu den Fragen:
- Wo steckt in einer Gesellschaft Wissen, wo steckt Expertise
- Gibt es Grenzen der Expertise (in komplexen Systemen)
- Wie kann sich das Verhältnis von Expertise zu Wissen über die Zeit verändern
- In welchem Verhältnis stehen diese beiden Begriffe generell zueinander
Das Ganze natürlich wieder mit zahlreichen Beispielen.
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 86: Climate Uncertainty and Risk, a conversation with Dr. Judith Curry
-
Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
-
Episode 79: Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson
-
Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
-
Episode 68: Modelle und Realität, ein Gespräch mit Dr. Andreas Windisch
-
Episode 41: Intellektuelle Bescheidenheit: Was wir von Bertrand Russel und der Eugenik lernen können
-
Episode 39: Follow the Science?
-
Episode 37: Probleme und Lösungen
-
Episode 27: Wicked Problems
-
Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit
-
Episode 17: Kooperation
Fachliche Referenzen
- Dieter Macek: Eine Gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen Mythologie
- Thomas Sowell, Intellectuals and Society, Basic Books (2012)
- Matt Ridley, How Innovation Works, Fourth Estate (2020)
- Aspirin & Salizylsäure
- Nobelpreis zur Acetylsalicylsäure: Sir John Robert Vane (1982)
- Calvin Coolidge
- The Medical Context of Calvin Jr.’s Untimely Death (Coolidge Foundation)
Wednesday Feb 07, 2024
090 – Unintended Consequences (Unerwartete Folgen)
Wednesday Feb 07, 2024
Wednesday Feb 07, 2024
Im heutigen Podcast werde ich einige unterhaltsame aber auch ernsthafte Geschichten erzählen, zu einem Thema, das ich in verschiedenen anderen Episoden schon angesprochen habe: »Unintended Consequences — Unerwartete Folgen«
In dieser Episode wird es also weniger um eine tiefe Analyse der Gründe für unerwartete Folgen bestimmter Maßnahmen gehen, sondern es soll vielmehr die Breite und Tragweite der Problematik anschaulich gemacht werden. Dies trifft sowohl auf die Fälle zu, wo die unerwünschten Folgen negativer als auch positiver Natur sind.
In der Episode spreche ich Beispiele aus der Chemie, der Ökologie, Politik und Wissenschaft an. Es ist auch das erste Mal, dass mit Barbara Streisand eine Schauspielerin und Sängerin thematisiert wird, oder besser gesagt, ihre Villa am Strand!
Welche Rolle spielen simple und komplexe Systeme, oder Probleme mit engem oder weitem Kontext?
Was können wir tun, um schwerwiegende unerwünschte Folgen zu vermeiden und positive zu begünstigen?
“All history is the history of unintended consequences.”, T. J. Jackson Lears
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 86: Climate Uncertainty and Risk, a conversation with Dr. Judith Curry
-
Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
-
Episode 76: Existentielle Risiken
-
Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
-
Episode 69: Complexity in Software
-
Episode 37: Probleme und Lösungen
-
Episode 27: Wicked Problems
-
Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit
-
Episode 23: Frozen Accidents
-
Episode 10: Komplizierte Komplexität
Fachliche Referenzen
- Rory Sutherland, Alchemy, Virgin Digital (2019)
- Los Angeles Times, Unintended consequences of conserving water: leaky pipes, less revenue, bad odors (2015)
- Rachel Carson, Silent Spring, Penguin Classic (1962)
- Bloomberg, Tree Planting Program in Mexico may Encourage Deforestation (2021)
- Tokunaga, E., Yamamoto, T., Ito, E. et al. Understanding the Thalidomide Chirality in Biological Processes by the Self-disproportionation of Enantiomers. Sci Rep 8, 17131
- Barbara Streisand Estate (Photo): Copyright (C) 2002 Kenneth & Gabrielle Adelman, California Coastal Records Project
- Thomas Sowell, Intellectuals and Society, Basic Books (2012)
- Vaclav Smil, Invention and Innovation: A Brief History of Hype and Failure, MIT Press (2023)
- Reason TV, Great Moments in Unintended Consequences (YouTube Playlist)
- Niall Ferguson on Regulation (YouTube), Zitat T. J. Jackson Lears
Sunday Dec 31, 2023
087 — Reflexionen über 2023
Sunday Dec 31, 2023
Sunday Dec 31, 2023
In dieser Episode reflektiere ich die wesentlichen Themen von 2023 und Podcast-Episoden, die ich aufgenommen habe.
Was gibt es ich Rückblick zu ergänzen?
Was habe ich gelernt, und wo habe ich Fehler gemacht oder bleiben große Unsicherheiten in der Einschätzung?
Ich bedanke mich für die vielen Zuschriften in diesem Jahr, und ich versuche auch in dieser Episode auf einige der von Ihnen genannten Themen einzugehen.
Referenzen
Friday Nov 24, 2023
085 — Naturalismus — was weiß Wissenschaft?
Friday Nov 24, 2023
Friday Nov 24, 2023
An die Episode #83 über Robert Merton und die wissenschaftlichen "Normen" anschließend, möchte ich in der heutigen Episode eine weitere grundlegende Überlegung anstellen. Mertons Normen scheinen mir wichtige Eckpfeiler zu sein, wenn man moderne Wissenschaft verstehen möchte, aber es gibt noch eine Reihe weiterer Aspekte, die man bedenken sollte.
Einer davon ist die Idee des Naturalismus und auch dessen Beschränkungen. Dies ist insofern auch für die Einschätzung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Erkenntnis für die großen Fragen der Zukunft von großer Bedeutung, weil es uns den Rahmen vorgibt, zu welchen Aspekten der Welt Wissenschaft im Allgemeinen und Naturwissenschaft im Besonderen Aussagen tätigen kann. Und zu welchen nicht.
Die Frage des Naturalismus ist also: was ist überhaupt der Gegenstand unserer Betrachtung, und wo sind die Grenzen der Wissenschaft? Und damit verbunden sind Materialismus, Universalismus (wie bereits erwähnt), die Frage, was Wahrheit und Objektivität bedeuten, methodische Zugänge wie Reduktionismus (Experiment) und systemisches Denken und Emergenz, wie sich das Zusammenspiel zwischen Beobachtung und Theorie verhält, was ein Naturgesetz konstituiert und ob es nun gelingen kann, scharf zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. In dieser Episode werde ich mich auf die Themen: Reduktionismus, Materialismus und wie diese mit dem Naturalismus in Zusammenhang stehen, beschränken. Die anderen Themen vielleicht mal in einer zukünftigen Episode.
»Es gehört zu den methodischen Grundsätzen der Wissenschaft, dass man gewisse fundamentale Fragen nicht stellt. Es ist charakteristisch für die Physik, so wie sie neuzeitlich betrieben wird, dass sie nicht wirklich fragt, was Materie ist, für die Biologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Leben ist, für die Psychologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Seele ist. Wollten wir nämlich diese schwersten Fragen gleichzeitig stellen, während wir Naturwissenschaft betreiben, so würden wir alle Zeit und alle Kraft verlieren, sie lösbaren Fragen zu lösen. Auf der anderen Seite darf man sich nicht täuschen, dass das methodische Verfahren der Wissenschaft [...] wenn es sich über seine eigene Fragwürdigkeit nicht mehr klar ist, etwas Mörderisches an sich hat.«, Carl Friedrich von Weizsäcker
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft?
-
Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
-
Episode 55: Strukturen der Welt
-
Episode 14: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 2
-
Episode 13: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 1
-
Episode 11: Ethik, oder: Warum wir Wissenschaft nicht den Wissenschaftern überlassen sollten!
-
Episode 9: Abstraktion: Platos Idee, Kommunismus und die Zukunft
-
Episode 6: Messen, was messbar ist?
-
Episode 2: Was wissen wir?
Fachliche Referenzen
- Julien Offray de La Mettrie, L'Homme Machine / Der Mensch eine Maschine, erste Ausgabe 1747
- Ulrich Kühne, Der Mensch als Industriepalast, Telepolis (2010)
- Fritz Kahn, Gallerie (Der Mensch als Industriepalast)
- Naturalism / Philosophy
- Naturalism, Stanford Encyclopaedia of Philosophy
- Klaus Kornwachs, Philosophie der Technik (C.H.Beck Wissen) (2013)
Thursday Nov 02, 2023
083 — Robert Merton — Was ist Wissenschaft?
Thursday Nov 02, 2023
Thursday Nov 02, 2023
Diesmal gibt es eine kurze Episode, in der ich Ihnen am Ende zwei konkrete Fragen stellen möchte. Es gibt ein Online-Formular, wo ich Sie ersuche, Ihre Gedanken stichwortartig einzutragen, natürlich anonym. Wenn ich antworten soll, nennen Sie mir bitte optional eine E-Mail Adresse.
Es um zwei eng verwandte Fragen:
- Was ist Wissenschaft — was sind wesentliche Merkmale und Kriterien wissenschaftlicher Aussagen und Praktiken und
- Folgende der Gedanken, die ich in Episode 80 entwickelt habe: haben Sie für sich selbst Faustregeln oder Heuristiken entwickelt, die Ihnen helfen, zu entscheiden, ob Sie einem Experten vertrauen? Sind Aussagen glaubwürdig, für Sie von Relevanz?
Als Einstieg in die erste Frage, stelle ich die Normen oder Prinzipien vor, die Robert Merton im Jahr 1942 vorgeschlagen hat:
- Gemeinschaftlichkeit (Communism/Communality)
- Universalismus (Universalism)
- Uneigennützigkeit (Disinterestedness)
- Organisierte Skepsis (Organized skepticism).
Stimmen Sie diesen Prinzipien zu? Was fehlt? In welche Richtung sollte man weiterdenken? Bitte senden Sie mir Ihre Gedanken in diesem Formular!
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
-
Episode 67: Wissenschaft, Hype und Realität — ein Gespräch mit Stephan Schleim
-
Episode 47: Große Worte
-
Episode 39: Follow the Science?
-
Episode 13: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 1
-
Episode 14: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 2
-
Episode 2: Was wissen wir?
Fachliche Referenzen
- Science and Pseudo-Science, Stanford Encyclopedia of Philosophy (2021)
- Robert K. Merton, Science and Technology in a Democratic Order, Journal of Legal and Political Sociology, 1: 115–126, 1942
- Lactose Intolerance (Britannica)
- Andrew Curry, Die Milch-Revolution, Spektrum der Wissenschaft (2013)
- Johan Norberg, Open: The Story of Human Progress, Atlantic Books (2021)
- Anna I. Krylov, The Peril of Politicizing Science, J. Phys. Chem. Lett. 2021, 12, 5371-5376
- Konrad Lorenz, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, Piper (1996)
Tuesday Sep 26, 2023
080 — Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
Tuesday Sep 26, 2023
Tuesday Sep 26, 2023
Ich denke seit ein paar Wochen über die Begriffe »Expertise« und »Wissen« nach. Wie stehen diese zueinander und in Bezug zu Prognostik. Dazu irritiert die übliche oder alltägliche Verwendung der Begriff »Expertise« beziehungsweise »Experte«. Regelmäßig werden in Medien Experten präsentiert oder von Politikern auf Experten verwiesen, die die Welt erklären und Prognosen komplexer Systeme mit großem Selbstvertrauen darlegen. Wenn dann aber regelmäßig von Experten oder Institutionen schwere Fehler in der Einschätzung gemacht werden, dann hat das negative Effekte für alle Menschen, für unser Vertrauen in Politik und in wesentliche Institutionen.
Was ist die Aussage eines Experten wert?
Was ist von Prognosen zu halten?
Zum Einstieg werden einige Beispiele schwerwiegender Fehleinschätzungen von Experten über die Jahrzehnte diskutiert, und was noch schlimmer ist, Fehleinschätzungen aus denen offenbar systemisch nichts gelernt wurde:
- Es ist unmöglich die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren (Paul Ehrlich, 1960er Jahre)
- Bevölkerungsexplosion oder -implosion (1960er Jahre bis heute)?
- Peak Oil (1980er bis 2000er Jahre)
- Eiszeit oder kochender Planet?
- Versagen der deutschen Energiewende
- Prognosen über den Ukraine Krieg
- Verschiedenste Wirtschaftsprognosen
»Voraussagen der Euro-Dollar-Wechselkurse sind wertlos. Jedes Jahr im Dezember sagen internationale Banken die Wechselkurse für das Ende des folgenden Jahres vorher. Meistens liegt der tatsächliche Kurs außerhalb des gesamten Prognosebereichs.«, Gerd Gigerenzer
Sind das alles nur Anekdoten, oder wurde die Qualität von Expertenprognosen systematisch untersucht?
»Der Durchschnittsexperte hatte bei vielen der von mir gestellten politischen und wirtschaftlichen Fragen kaum besser abgeschnitten als hätte er geraten […] «
»je berühmter ein Experte war umso schlechter war die Leistung«, Phil Tetlock
Mit anderen Worten: je öfter sie den »Experten« im Fernsehen sehen, desto schlechter sind wahrscheinlich seine Prognosen.
Was ist nun tatsächlich Expertise? Was ist Wissen? Versuchen wir eine Definition:
»Expertise ist die Fähigkeit, Veränderungen in der Welt konsistent vorauszusagen oder herbeizuführen.«
Schon in der Antike gab es unterschiedliche Begriffe für verschiedene Formen des Wissens:
- episteme (gr) oder scientia (lat) für Wissen um seines selbst Willen sowie
- techne (gr) oder ars (lat) für angewandtes Wissen; vielleicht vergleichbar damit, was ich Expertise nenne.
Gibt es Kompetenz, Expertise ohne Tun? Welche Beispiele für Bereiche gibt es, in denen man von Expertise sprechen kann, welche, in denen keine Expertise in diesem Sinne möglich ist? Gibt es Expertise an der Universität?
Dazu kommt die Frage des Vertrauens, wie in der letzten Episode betont wurde:
»Vertrauen ist ein sozialer Prozess, und Expertise ist sozial bestimmt. [...] Du musst der Wissenschaft folgen heißt, du musst mit meinen Werturteilen übereinstimmen.[...] Eine Entscheidung kann niemals wissenschaftlich fundiert sein. […] «
»Letztendlich ist die Definition eines Experten die eines Menschen, dessen Urteile man bereit ist, als das eigenen zu akzeptieren«
Was fangen wir nun mit diesem Befund an? Was tun? Eine Zusammenfassung in vier Punkten:
(1) Sind wir im Zeitalter der Post-Expertise angelangt?
»In den meisten Teilen der Gesellschaft wird man ermutigt, sich auf Experten zu verlassen — wir alle tun das mehr als wir sollten«, Noam Chomsky
(2) Das Tun nicht vergessen — Expertise lässt sich nicht virtualisieren
»Ich glaube nicht, dass man ein guter Erfinder sein kann, wenn man nicht weiß, wie das Zeug gebaut wird, dass man designed«, Walter Isaacson über Elon Musk
(3) Mit Unsicherheit leben lernen — die Herausforderung unserer Zeit
»Die Menschen neigen dazu, Unsicherheit verstörend zu empfinden.«, Phil Tetlock
(4) Evolution, oder: meine Arbeits-These zum Fortschritt
»Seed — Select — Amplify«
Diese Episode ist eine Reflexion und ich freue mich wieder besonders über kritisches Feedback!
»Dumme Menschen können Probleme verursachen, aber es braucht häufig geniale Menschen um eine wirkliche Katastrophe auszulösen«, Thomas Sowell
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 13: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 1
-
Episode 14: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 2
-
Episode 36: Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna Veronika Wendland
-
Episode 42: Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg
- Episode 59: Wissenschaft und Umwelt — Teil 1
-
Episode 60: Wissenschaft und Umwelt — Teil 2
-
Episode 62: Wirtschaft und Umwelt, ein Gespräch mit Prof. Hans-Werner Sinn
-
Episode 73: Ökorealismus, ein Gespräch mit Björn Peters
-
Episode 74: Apocalype Always
-
Episode 76: Existentielle Risiken
Fachliche Referenzen
- Leonard Nimoy, Ice Age 1979
- Vorsicht, wer die Konjunktur prophezeit, Der Standard (8.2.2020)
- Spectator Inflation Prediction (17.8.2022)
- Gerd Gigerenzer, Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft, Pantheon (2020)
- Karl Popper, The Myth of the Framework
- Daniel Yankelovich, Wicked Problems, Workable Solutions, Rowman & Littlefield (2014)
- Neil Gershenfield, Lex Fridman #380
- Walter Isaacson, Lex Fridman #395
- Nassim Taleb, What do I mean by Skin in the Game? My Own Version, Medium (2018)
- Scott Adams, Prediction and Forecast
- Thomas Sowell on “Social Justice Fallacies”, Uncommon Knowledge (2023)
Monday Aug 28, 2023
Monday Aug 28, 2023
In den letzten Jahren gab es bemerkenswerte Entwicklungen im Bereich des Machine Learning und der sogenannten künstlichen Intelligenz. Wie bei fast allen neuen Technologien, sind sehr nützliche aber auch sehr gefährliche Anwendungen zu erwarten. In dieser Episode spreche ich über drei Aspekte, die mit neuen KI-Tools auf uns zu kommen, oder bereits verfügbar sind:
- Beantwortung von Fragen / Recherche
- Generierung von Text mit Large Language Models (gegebenenfalls ergänzt mit Sprachsynthese)
- Generierung oder Manipulation von Bildern und Videos
Ich habe mich mit Aspekten dieses Themas schon vor mehr als zwei Jahren in Episode 43: Deep Fakes beschäftigt. Diese Episode ist heute noch aktueller als damals.
Die Frage ist: welchen Inhalten im Internet können wir in Zukunft trauen? Und in dieser Episode liegt der Fokus auf der Frage: was bedeutet diese Entwicklung für Personen und Organisationen, die Inhalte erzeugen und anbieten, im Besonderen für Podcasts sowie Konsumenten dieser Produkte.
Welche Verantwortung haben wir als Produzenten?
Wie können wir Konsumenten vertrauen in unsere Inhalte geben, in einer Welt, die immer mehr von generierten und manipulativen Artefakten geflutet sein wird? Wie kann also mündigen Konsumenten geholfen werden, die Spreu vom Weizen zu trennen und dies ohne Schichten von Zensur einzuführen.
»Nicht zu viel Macht — das ist die Grundidee der Demokratie. Die Macht muss verteilt sein, sodass nicht zu viel Macht in einer Hand ist.«, Karl Popper
Wie verändert sich möglicherweise das Verhältnis zu den Konsumenten?
In dieser Episode diskutiere ich zwei wesentliche Aspekte:
- Bin ich die Person (oder Organisation), die ich behaupte zu sein, beziehungsweise wer sind die Personen, die an einer Episode teilnehmen?
- Woher stammen die Materialien (z.B. Texte, Bilder, Videos), die ich auf meinem Kanal präsentiere
Wie können wir auch als »kleine« und unabhängige Produzenten in Zukunft das Vertrauen in unser Produkt gewährleisten, ohne uns von wenigen Medien-Monopolisten abhängig zu machen und warum spielen gerade Podcasts eine so wesentliche Rolle in der heutigen, und hoffentlich auch zukünftigen Medienlandschaft?
Zuletzt mache ich meinen Produktionsprozess transparent:
- Vorbereiten von Episoden (Recherche, Inhalte zusammenstelle)
- Aufnahme
- Nachbearbeitung (Post-Production)
- Wie werden verschiedene Artefakte erstellt (Audio-File, Shownotes, Transkripte)
- Werbung und Interaktion mit Hörern
An welchen Stellen wird mit welcher Art von Tools gearbeitet?
Wie können wir als unabhängige Podcaster in der Zukunft gewährleisten, das Vertrauen der Hörer nicht zu verlieren und gleichzeitig nicht unter die Räder einzelner Medien-Monopolisten zu geraten?
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 61: Digitaler Humanismus, ein Gespräch mit Erich Prem
-
Episode 43: Deep Fakes: Wer bist du, und – was passiert da eigentlich?
-
Episode 2: Was wissen wir?
Fachliche Referenzen
Monday Jul 17, 2023
076 — Existentielle Risiken
Monday Jul 17, 2023
Monday Jul 17, 2023
»Wird die Zivilisation mit einem Knall oder einem Winseln untergehen? Der aktuelle Trend ist ein Winseln in Erwachsenen-Windeln.«, Elon Musk
Existentielle Risiken sind ein Thema, das in diesen Podcast passt, auch weil es eine interessante historische und zukünftige Dimension hat. Zur Zukunft später, zuerst zur Vergangenheit: Zwar gab es auch in der Vergangenheit für die Menschheit oder den Planeten existentielle Risiken, etwa Asteroiden-Einschläge, aber es waren Risiken, die der Mensch weder beeinflussen noch herbeiführen konnte. Die Wirkmacht der Menschen war über den größten Zeitraum menschlicher Geschichte eine lokale.
Das ändert sich zunächst langsam mit der industriellen Revolution und dann schlagartig ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Atomwaffen waren die erste Technologie, die ganz offensichtlich gezeigt haben, dass wir nun in der Lage sind nicht nur ganze Landstriche zu verwüsten, sondern tatsächlich die ganze Welt.
"Wir waren immer verrückt, aber wir hatten nicht die Fähigkeiten die Welt zu zerstören. Jetzt haben wir sie.", Nassim Taleb
Was sind existentielle Risiken? Versuch einer Definition:
»Ein 'existenzielles Risiko' (X-Risiko) ist ein Ereignis, das die Möglichkeiten der Menschheit dauerhaft und drastisch einschränken könnte, indem es zum Beispiel das Aussterben der Menschheit verursacht«, CamXRisk
Meine erweiterte Definition:
Ein existenzielles Risiko für die Menschheit ist eine Bedrohung, die große Teile des Planeten oder menschlicher Strukturen zerstört oder große Teile der Menschheit in einem Ausmaß oder auf eine Weise töten könnte, dass eine Wiederherstellung eines modernen Gesellschaftsniveaus innerhalb eines Zeitrahmens von Jahrhunderten nicht wahrscheinlich ist.
Macht das Auflisten existentieller Risiken, das Ranken Sinn? Mit welchen Einschränkungen, unter welchen Rahmenbedingungen? Ist es überhaupt möglich, die Risiken sinnvoll einzuschätzen und wovon hängt das Risiko ab?
»Eine Pandemie besteht aus einem neuen Erreger und den sozialen Netzwerken, die er angreift. Wir können das Ausmaß der Ansteckung nicht verstehen, wenn wir nur das Virus selbst untersuchen, denn das Virus wird nur so viele Menschen infizieren, wie es die sozialen Netzwerke zulassen. Gleichzeitig legt eine Katastrophe die Gesellschaften und Staaten offen, die sie angreift.«, Niall Ferguson
Daher sind die Auswirkungen von Effekten komplexer Bedrohungen oft auch schwer einzuschätzen. So sind etwa trotz Klimawandel:
»Die jährlichen Todesfälle durch Tornados in den USA sind seit 1875 um mehr als das Zehnfache zurückgegangen« […]
"Die Zahl der wetterbedingten Todesfälle ist in den letzten hundert Jahren drastisch zurückgegangen, obwohl sich die Erde um 1,2 °C erwärmt hat; sie sind heute etwa 80-mal seltener als noch vor einem Jahrhundert. […]
Das liegt vor allem an der besseren Verfolgung von Stürmen, dem besseren Hochwasserschutz, der besseren medizinischen Versorgung und der verbesserten Widerstandsfähigkeit der Länder, die sich entwickelt haben. Ein aktueller UN-Bericht bestätigt den Trend der letzten zwei Jahrzehnte", Steven Koonin
Anhand von drei existentiellen Bedrohungen stelle ich die Schwierigkeit dar, Risiken, Auswirkungen und Rankings zu beurteilen: Atomwaffen, Bevölkerungskollaps und Klimawandel.
Welche Rolle spielen systemische Effekte? Wechselbeziehungen zwischen Bedrohungen, beziehungsweise sind einzelne Risiken als Folge anderer zu sehen? Wie damit umgehen?
»Für jede mögliche Katastrophe gibt es mindestens eine plausible Kassandra. Nicht alle Prophezeiungen können beherzigt werden. In den letzten Jahren haben wir vielleicht zugelassen, dass ein Risiko - nämlich der Klimawandel - unsere Aufmerksamkeit von den anderen ablenkt«, Niall Ferguson
Das Leben in einer modernen, komplexen Gesellschaft — im Anthropozän — hat positive Auswirkungen: wir sind weiter von der Natur entfernt, sind sicherer und haben einen viel höheren Lebensstandard als je zuvor. Wir sterben nicht mehr im Einklang mit der Natur, wie Hans Rosling es ausdrückte. Aber sie hat eben auch negative Auswirkungen, die leider existentielle Risiken darstellen können.
Die Konzentration auf die Eindämmung eines einzigen Risikos (z. B. des Klimawandels) kann dazu führen, dass wir andere Risiken unterschätzen oder sogar andere Risiken dramatisch erhöhen.
»Wir sind immer gut vorbereitet auf die falsche Katastrophe. [...] Aber die Geschichte warnt uns, dass man nicht die Katastrophe bekommt, auf die man sich vorbereitet.«, Niall Ferguson
Wie können wir aber mit einer Vielzahl an miteinander verknüpften Risiken umgehen? Was könnten wir unternehmen um unsere Gesellschaft in einem breiteren Sinne resilienter, widerstandsfähiger zu machen? Welche Fehler haben wir in der Covid-Pandemie gemacht und was können wir daraus lernen?
Und nicht zuletzt — was ist die Liste der existentiellen Bedrohung in meiner Reihenfolge (die unbedingt kritisiert werden sollte!):
- Atomwaffen
- Natürliche oder künstlich erzeugte Pathogene (»Demokratisierung« der Wissenschaft)
- Zusammenbruch kritischer Infrastrukturen (Energie, Finanz, IKT, ...)
- Solarer Supersturm (auch Carrington-Ereignis genannt)
- Außer Kontrolle geratene Automatisierung/Robotik ("AI", aber auf einer allgemeineren Ebene)
- Klimawandel (insbesondere für den Fall, dass Kipppunkte und ein unkontrollierbarer Klimawandel auftreten)
- Nanotechnologie oder andere Möglichkeiten zur drastischen Veränderung von Herstellung und Chemie, die zu Nanomaschinen führen
- Bevölkerungskollaps beziehungsweise starkes globales Ungleichgewicht
- Ökosystemkollaps mit »Domino-Effekten«
- Unbekannte Unbekannte (»Unknown unknowns«)
- Grüne Gentechnik die außer Kontrolle gerät
- Politischer/religiöser Extremismus
- Asteroideneinschlag auf der Erde
- Geoengineering (auch als Konflikt-Auslöser, -Verstärker)
Diese Liste ist als Anregung gedacht, dieses Thema zu diskutieren. Ist die Reihenfolge richtig? Wahrscheinlich nicht. Fehlt etwas?
Die Kluft zwischen Nutzen und Katastrophe scheint durch moderne Technologie immer schärfer zu werden. Wir sind also gut beraten, diese Bedrohungen ernst zu nehmen. Aber um einen Punkt zu wiederholen: es ist ein großer Fehler, sich hauptsächlich auf eine Bedrohung in dieser Liste zu konzentrieren, welche auch immer das sein mag, und zu glauben, wir könnten so unser gesellschaftliches Risiko verringern.
Das werden wir nicht.
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 74: Apocalype Always
-
Episode 60: Wissenschaft und Umwelt — Teil 2
-
Episode 59: Wissenschaft und Umwelt — Teil 1
-
Episode 55: Strukturen der Welt
-
Episode 51: Vorbereiten auf die Disruption? Ein Gespräch mit Herbert Saurugg und John Haas
-
Episode 45: Mit »Reboot« oder Rebellion aus der Krise?
-
Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom
-
Episode 37: Probleme und Lösungen
-
Episode 33: Naturschutz im Anthropozän – Gespräch mit Prof. Frank Zachos
-
Episode 27: Wicked Problems
-
Episode 21: Der Begriff der Natur – oder: Leben im Anthropozän
Fachliche Referenzen
- Cambridge Existential Risks Initiative (CERI)
- Hans Rosling, Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, Ullstein (2019)
- Niall Ferguson, Doom, The Politics of Catastrophe, Penguin (2022)
- Steven E. Koonin, Unsettled, BenBella Books (2021)
- Climate Change Debate: Bjørn Lomborg and Andrew Revkin | Lex Fridman Podcast #339
- Niall Ferguson on disaster preparation, Triggernometry
- Near Miss: The Solar Superstorm of July 2012, NASA (2014)
- Lloyds, Solar storm risk to the North American electric grid (2013)
- The Economist Briefing, It’s not just a fiscal fiasco: greying economies also innovate less (2023)
- The five biggest threats to human existence, The Conversation (2014)
- Elon Musk on artificial intelligence, Conversation with Tucker Carlson (2023)
Thursday Jun 08, 2023
074 — Apocalypse Always
Thursday Jun 08, 2023
Thursday Jun 08, 2023
Ich habe mich schon in früheren Episode mit der Frage auseinandergesetzt, wie man in schwierigen, potentiell kritischen Situationen entscheiden und handeln soll. Kürzlich bin ich auf einen Artikel des australischen Philosophen Michael Barkun, Thinking About The End in Contemporary America aus dem Jahr 1983 aufmerksam geworden.
Ich lese ältere Artikel der 50er bis 80er Jahre mit immer größerem Interesse, weil ich auch hier feststelle, dass viele der Beobachtungen und Erkenntnisse dieser Zeit, obwohl sie 40-70 Jahre zurückliegen, immer noch zutreffen und diese Artikel häufig viel besser geschrieben sind als heutige. Die fundamentalen Dinge ändern sich offenbar doch nicht ganz so schnell, wie von vielen behauptet...?
Diese Episode wird eine kurze Reflexion über Katastrophismus und apokalyptische Prognosen und Aktivisten sein. Wie immer bei solchen Reflexionen, freue ich mich auf kritische Zuschriften.
In dieser kurzen Reflexion stelle ich die Frage, woher Katastrophismus und Untergangsglaube kommt, dass er nahezu eine Konstante der menschlichen Geschichte ist, aber auch, dass wir deutliche Unterschiede im 20. und 21. Jahrhundert wahrnehmen, nämlich eine Verschiebung von religiösen zu säkularen Ideen.
»Speculations about the end of history form an almost unbroken chain over two and a half millenia«, Michael Barkun
Auch in früheren Gesprächen, etwa mit Prof. Achim Landwehr haben ich sehr ähnliche Aspekte bereits thematisiert. Ein Nachhören dieser älteren Episoden zahlt sich aus:
»Wenn Apokalypse nie ausstirbt, dann heißt das aber auch: Die Welt geht nie unter. Das ist dann vielleicht die positive Konsequenz, die man daraus ableiten könnte.«
Ich zitiere später in der Folge den britischen Philosophen John Gray, der sich in seinem hervorragenden Buch Black Mass sehr kritisch mit milleniaristischen und utopistischen Strömungen auseinandersetzt:
»The world in which we find ourselves at the start of the new millennium is littered with the debris of utopian projects. […] The alteration envisioned by utopian thinkers has not come about, and for the most part their projects have produced results opposite to those they intended.«
Die Tatsache, dass wir die Trümmer vergangener Utopien links und rechts um uns herum sehen, hindert aber neue Utopisten nicht daran wieder ihre reine Lehre allen anderen aufzwingen zu wollen:
»The use of inhumane methods to achieve impossible ends is the essence of revolutionary utopianism.«
Wir erleben gerade eine Vielzahl an katastrophistischen, fast religionsartigen Bewegungen wie etwa Just Stop Oil, Extinction Rebellion oder die Letzte Generation. An dieser Stelle Screenshots von zwei Webseiten, die im Podcast erwähnt werden:
Extinction Rebellion
Letzte Generation
Das Pamphlet endet mit den bescheidenen Worten:
»Und wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte.«
Am Ende stelle ich die Frage, wie wir als Gesellschaft nun mit solchen apokalyptischen Vorhersagen und kultartigen Strömungen umgehen sollen, besonders in Bezug auf Klimawandel, um den sich die meisten heute drehen. Diese Verengung ist für sich genommen bemerkenswert, denn denkt man über existentielle Bedrohungen der Menschheit nach, fallen mir ohne lange Überlegungen fast ein Dutzend Bedrohungen ein, der Klimawandel ist da nur eine unter vielen.
Dies merkt auch der britischen Historiker Niall Ferguson an; aus seinem ebenfalls sehr lesenswerten Buch Doom zitiert:
“For every potential calamity, there is at least one plausible Cassandra. Not all prophecies can be heeded. In recent years we may have allowed one risk — namely climate change — to draw our attention away from the others.”
Dazu kommt noch die wesentliche Frage, ob diese Probleme, die hier angesprochen werden, überhaupt eine Lösung in einem traditionellen Sinn hat, wie diese Aktivisten behaupten. Dazu empfehle ich die Episode Probleme und Lösungen nachzuholen.
“There are no solutions, only tradeoffs.”, Thomas Sowell
Am Ende noch ein Zitat aus dem herausragenden Buch von Jacob Bronowski aus dem Jahr 1956, das im Grunde meine Episode über den Irrtum der »Follow the Science« vorwegnimmt (allerdings bin ich erst nach meiner Episode auf dieses Buch gestossen):
»There is no more threatening and no more degrading doctrine than the fancy that somehow we may shelve the responsibility for making the decisions of our society by passing it to a few scientists armoured with a special magic.«
Referenzen
Andere Episoden
-
Episode 76: Existentielle Risiken
-
Episode 62: Wirtschaft und Umwelt, ein Gespräch mit Prof. Hans-Werner Sinn
-
Episode 60: Wissenschaft und Umwelt — Teil 2
-
Episode 59: Wissenschaft und Umwelt — Teil 1
-
Episode 51: Vorbereiten auf die Disruption? Ein Gespräch mit Herbert Saurugg und John Haas
-
Episode 50: Die Geburt der Gegenwart und die Entdeckung der Zukunft — ein Gespräch mit Prof. Achim Landwehr
-
Episode 47: Große Worte
-
Episode 46: Activism, a Conversation with Zion Lights
-
Episode 45: Mit »Reboot« oder Rebellion aus der Krise?
-
Episode 39: Follow the Science?
-
Episode 37: Probleme und Lösungen
Fachliche Referenzen
- Apocalypse Always, Blog Artikel (2023)
- Existential Threats, Blog Article (2023)
- Michael Barkun, Syracuse University
- Michael Barkun, Thinking about the end in contemporary America, Soundings: An Interdisciplinary Journal Vol. 66, No. 3 (Fall 1983), pp. 257-280
- Andrea Wulf, Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, Bertelsmann (2016)
- John Gray, Black Mass, Penguin (2008)
- Just Stop Oil
- Extinction Rebellion, Citizens Assembly, Climate Change (2021)
- Letzte Generation, Berlin zum Stillstand bringen (April 2023)
- Niall Ferguson, Doom, Deutsche Verlagsanstalt (2021)
- Jacob Bronowski, Science and Human Values, Faber and Faber (1956)
- Michael Crichton, Why Speculate? (2002)
Thursday Mar 30, 2023
071 — Stagnation oder Fortschritt — eine Reflexion an der Geschichte eines Lebens
Thursday Mar 30, 2023
Thursday Mar 30, 2023
Ich habe vor drei Jahren einige Episoden (16 und 18) aufgenommen, bei denen ich die Frage stelle, ob wir tatsächlich in einer Zeit bahnbrechender Innovationen oder eher in einer der Stagnation leben. Ich möchte jetzt das Thema nach dieser Zeit nochmals aufgreifen, hinterfragen und vielleicht mit neuem Kontext versehen. Bin ich richtig gelegen?
Ich werde dies mit einer Geschichte beginnen, mit der Geschichte zweier Brüder, Paul (1894 – 1981) und Attila Hörbiger (1896 – 1987). Beide sind in der Mitte der 1890er Jahre geboren und in den 1980er Jahren verstorben. Sie haben also einen großen Teil des 20. Jahrhunderts erlebt und sind Zeugen des Umbruchs der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Attila Hörbiger als bei den Salzburger Festspielen 1947 (Wikimedia Commons)
Ich erzähle eine kurze Geschichte ihres Lebens, wobei nicht im Detail ihr Lebensweg im Zentrum steht, sondern vielmehr am Beispiel ihres Lebens, in welcher Welt sie aufgewachsen sind, gearbeitet, ihre Familien gegründet und ihre letzten Lebensjahre verbracht haben. Ihre Geschichte dient als greifbares Beispiel, welche Veränderungen wir als Gesellschaft erlebt haben, und als Anregung darüber nachzudenken, was vor und nach dem Tod der Brüder passiert ist.
Was also bedeutet Fortschritt im Rahmen eines Lebens? Und, vor allem im Rahmen eines Lebens, das sich von der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre gezogen hat im Vergleich etwa zu meiner bisherigen Lebenszeit die von den 1970er bis heute reicht?
Erleben wir, wie ich in den älteren Episoden diskutiert habe, seit den 1970er Jahren eine Stagnation oder tatsächlich — wie so häufig behauptet — enorme Beschleunigung technischer und gesellschaftlicher Fortschritte?
Sind alle Bereiche von Wissenschaft und Technik gleich zu betrachten? Wie ist die Situation in unterschiedlichen Regionen der Welt?
»Von Anwälten und Ökonomen über Programmierer und Finanz-Manager gilt, deren unproportionaler Gewinn ist für Arbeit, die völlig von den materiellen Realitäten der Welt entkoppelt sind. […]
sie laufen herum mit der neuen Tech—Typen, die in deren Naivität jeden technischen Wandel mit kürzlichen Entwicklungen in Elektronik und vor allem Mobiltelefonen vergleichen«, Vaclav Smil
Was könnte die nähere und mittlere Zukunft bringen? Weitere Stagnation? Ein Durchstarten, weil wir die letzten Jahrzehnte genutzt haben, Know-How aufzubauen, das jetzt erst Anwendung findet? Ein Steampunk-Szenario, wo Versagen in verschiedenen Bereichen und Regionen (die sogar vor die 1960er Jahre zurückfallen) einem enormen Wandel in anderen gegenüberstehen?
Wer wird diese Entwicklungen treiben? Die bisher bekannten oder eher atypische Akteure?
Was sind Gründe für die aktuelle Situation, was können und sollten wir ändern um die Entwicklungen im Griff zu halten?
»Der Spalt zwischen Wunschdenken und Realität ist enorm.«, Vaclav Smil
Referenzen
andere Episoden
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Episode 65: Getting Nothing Done — Teil 2
-
Episode 64: Getting Nothing Done — Teil 1
-
Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom
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Episode 18: Gespräch mit Andreas Windisch: Physik, Fortschritt oder Stagnation
-
Episode 16: Innovation und Fortschritt oder Stagnation?
-
Episode 15: Innovation oder Fortschritt?
fachliche Referenzen
- Vaclav Smil, How the World Really Works, Penguin (2022)
- Elon Musk Zitat: Alex Epstein, Fossil Future,Portfolio (2022)
- Kevin Esvelt, Delay, Detect, Defend: Preparing for a Future in which Thousands Can Release New Pandemics (2022)
- USAID Announces New $125 Million Project To Detect Unknown Viruses With Pandemic Potential
- Sam Harris, Recipes for Future Plagues, Conversation with Rob Reid and Kevin Esvelt
- »Heiße Dusche«, Tim Urban with Lex Fridman (2023)
- Brian Potter, When did New York start building slowly? (2023)